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Aus dem Tagebuch eines Thriller-Autors ...


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20.11.2019

Meine erste Begegnung mit Sebastian Fitzek - oder: wie ich meiner Verhaftung nur knapp entgehen konnte

Mein Bericht von der Soundtrack-Leseshow am 18. November 2019 im Stuttgarter SI-Centrum.
Vielleicht stand meine erste Begegnung mit Sebastian Fitzek von Anfang an unter keinem guten Stern. Das hätte ich schon allein daran erkennen müssen, dass im Stuttgarter SI-Centrum montags kaum ein Restaurant geöffnet hat. Natürlich wusste ich das nicht, weshalb ich mit knurrendem Magen dort eintraf – um letztendlich einen grünen Salat von der Selbstbedienungstheke zu essen. Burger waren aus, und die Currywurst erschien mir suspekt, obwohl ich gar nicht genau sagen kann, woran das lag. Aber egal. Salat ist ja gesund, dafür zahlt man gerne mal 15 Euro. Wobei: Hätte ich geahnt, dass dieselbe Portion auf dem kleineren Teller nur die Hälfte kostet, hätte ich vielleicht lieber den genommen. Nun gut, das Schild mit den Preisen sah ich leider erst, nachdem ich meine Portion (die mühelos in das kleine Tellerchen gepasst hätte) schon herausgeschöpft hatte. Und in der langen Warteschlange anzufangen, den Salat von Teller A nach Teller B umzuschichten, war mir dann doch etwas zu peinlich.
Ist halt ein bisschen blöd gelaufen, dachte ich mir, aber was soll’s? Schließlich bin ich das erste Mal bei einer Fitzek-Show.
Ich stocherte also – mein Arzt würde sich freuen – ganz artig in meinem Salätchen herum, und obwohl mein Magen immer noch knurrte, war ich voller Vorfreude auf den bevorstehenden Abend. Meine Erwartungen wurden auch keineswegs enttäuscht. Sebastian Fitzek ist ein geborener Entertainer, das merkt man schon ab der ersten Sekunde. Vielleicht ist der Soundtrack nicht jedermanns Sache, die Geschmäcker sind ja verschieden, und die Aufführung wäre ohne die Schwebenummer genauso gut gewesen. Aber ich war bei der Show, um unterhalten zu werden – und genau das hat sie getan. Zwei Stunden lang, ohne eine Sekunde zu langweilen. Überraschenderweise war sie nicht nur spannend (immer dann, wenn es um das neue Buch ging), sondern im gleichen Maße witzig. Sebastian Fitzek nimmt sich selbst nicht allzu ernst, steht zu seinen Misserfolgen und spricht ganz offen über seine Fehler – sehr sympathisch, wie ich fand.
Bestens gelaunt ließ ich mir nach der Show Zeit. Sebastian Fitzek ist bekannt dafür, nach seinen Lesungen noch so lange vor Ort zu bleiben, bis auch der letzte Fan mit Signierung und Erinnerungsfoto versorgt ist. Deshalb hatte ich es nicht eilig. Im Gegenteil: Ich wollte sogar ganz bewusst der letzte in der Schlange sein, um in Ruhe ein paar Worte mit ihm plaudern zu können, so von Autor zu Autor. Einen Fitzek trifft man schließlich nicht alle Tage. Außerdem hatte ich – so ehrlich muss man sein – natürlich die Hoffnung, dass ich es schaffe, ihm irgendwie in Erinnerung zu bleiben. Es kann ja nicht schaden, wenn jemand wie er bei der nächsten Begegnung sagt: „Hey, bist du nicht dieser Schriftsteller, den ich damals in dem Theater mit dem mageren Essensangebot getroffen habe?“ Aus diesem Grund hatte ich für ihn auch etwas ganz Besonderes vorbereitet: ein „Geschenk“ in der Optik seines neuen Buchs – siehe Beweisfoto oben. Ich dachte, mit dieser Verpackung landet es vielleicht nicht sofort im restlichen Fan-Container. Wie auch immer, ich hielt es jedenfalls für eine gute Idee.
Die Idee, mir nach der Show erstmal Zeit zu lassen, bis alle Fans versorgt sind, war dagegen weniger gut, das muss ich zugeben. Selbst die Warteschlange vor dem Silverstar im Europapark ist kürzer, an einem sonnigen Samstagnachmittag in den Schulferien wohlgemerkt. Der Wahnsinn! Und dabei eine gefühlte Frauenquote von 90 %. Da kann man schon ein bisschen neidisch werden – obwohl die Warteschlangen bei meinen eigenen Lesungen natürlich ähnliche Ausmaße haben und die Frauenquote deutlich höher ist. Ha, leider nur im Traum!
Mit dem Respekt vor Sebastian Fitzeks Durchhaltevermögen – er tourt ja durch ganz Deutschland und es war schon seine zwölfte Leseshow – nahm leider auch allmählich meine Müdigkeit zu. Gleichzeitig erreichte mein Blutzuckerspiegel ein grenzwertiges Tief – zur Erinnerung: ich hatte ja nur einen Kinder-Salat als Abendessen, wenn auch auf einem Erwachsenen-Teller. Beides in Kombination ließ mich eine fatale Entscheidung treffen. Ich beschloss nämlich, jemanden zu bitten, mein „Geschenk“ bei Sebastian Fitzek abzugeben. Leider waren die beiden netten, älteren Damen, die zu jener fortgeschrittenen Stunde noch neben mir in der Lounge saßen (alle jüngeren Damen standen ja in der Warteschlange) nur „Begleitmütter“, die auf ihre Kinder warteten. Da sie nicht vorhatten, sich ein Autogramm abzuholen, hielt ich also Ausschau nach einem anderen Geschenk-Überbringer und fand ihn in einem – zunächst – sehr freundlich wirkenden Mann meines Alters.
Im Nachhinein war es natürlich unglücklich, dass dieser Mann zum Fitzek-Security-Team gehörte. Und es war sicher auch nicht die beste Idee meines Lebens, ihn zu bitten, Sebastian mein Geschenk mit den Worten zu überreichen, er habe es von einem Psychopathen erhalten, der ihn ein bisschen erschrecken will. Jedenfalls wich jegliche Freundlichkeit schlagartig aus seinem Gesicht, noch bevor ich meine Bitte beendet hatte. Spätestens als er per Funk Hilfe orderte und mich aufforderte, mich mit meinem Geschenk in eine menschenleere Ecke zu begeben, begriff auch ich, dass ich übers Ziel hinausgeschossen hatte. Dann eilten auch schon ein paar weitere Security-Mitarbeiter herbei – mit Mienen wie bei Guantanamo-Wärtern. Jedenfalls kam es mir in diesem reuevollen Moment so vor, als würden sie mich bei der kleinsten falschen Bewegung kaltblütig waterboarden. Glücklicherweise baten sie mich aber nur, mein Paket zu öffnen, um es kontrollieren zu können.
Etwas Gutes hatte das Ganze aber doch: Nach der Entwarnung führten mich die Securities an der Warteschlange vorbei direkt zu Sebastian. Ich wollte das gar nicht – immerhin hatten andere Fans sich schon eine Stunde lang in der Schlange angestellt –, aber sie ließen es sich einfach nicht nehmen. Ich weiß nicht, ob das eine Art Wiedergutmachung sein sollte, oder ob sie mich einfach schnell wieder loswerden wollten. Jedenfalls stand ich noch so unter Adrenalin, dass ich in der Aufregung sogar vergaß, mir das Buch signieren zu lassen, das ich an diesem Abend gekauft hatte. Aber – und ich schwöre, das ist die Wahrheit – als ich Sebastian mein „Geschenk“ überreichte und ihm sagte, dass sich darin eine abgehackte Hand befände, erkannte ich in seinen Augen für einen kurzen Moment echte Verunsicherung.
Nachklapp: Ich schrieb Sebastian an diesem Abend noch eine E-Mail, um mich für die Verwirrung zu entschuldigen. Um 0.50 Uhr (ja, sein Arbeitstag ist lang) schrieb er mir zurück: „Lieber Mark, gar kein Problem. In dem Theater gab es wohl dummerweise eine Sicherheitswarnung, deshalb waren alle in höchster Alarmbereitschaft. Das konntest du ja nicht wissen. Ich habe mich über dich und dein Geschenk sehr gefreut. Alles Liebe, bis zum nächsten Mal, Dein Sebastian.“
Was lerne ich aus diesem Abend? Erstens: Das nächste Mal werde ich einfach nur die Show genießen. Zweitens: Ich dachte bisher immer, dass ich auch mal so erfolgreich werden will wie er (Größenwahn, ich weiß). Inzwischen bin ich mir aber nicht mehr so sicher, wenn der Preis dafür ist, mich ständig mit einem Security-Team umgeben zu müssen. Und drittens: WENN ich es wider Erwarten doch irgendwann soweit bringen sollte, dann engagiere ich seine Jungs. Die haben es echt drauf.



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